Was dich wirklich zum Wohlfühlgewicht führt

Warum du nicht abnimmst, wenn du dich zu sehr aufs Abnehmen fokussierst

Abnehmen

Das große Abnehm-Paradox

Hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass du in den Urlaub gefahren bist, viel mehr gegessen hast als sonst und dabei abgenommen hast? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich dies schon häufiger beobachtet habe, und auch Freunde und Bekannte bestätigen dies. 

Nach dem alten Ernährungsparadigma, welches darauf beharrt, dass der einzige Weg zur Gewichtsreduktion darin besteht, weniger zu essen und mehr Sport zu machen, ist dies unmöglich (oder ein Wunder). Nach dem neuen Verständnis von Verdauung und Stoffwechsel jedoch, welches ich in meiner Online Praxis lehre, ist der Grund für diesen Gewichtsverlust einfach zu verstehen. Im Urlaub tun viele von uns etwas, das für uns höchst ungewöhnlich ist. Wir entspannen uns. Wir wechseln von der chronischen Sympathikus-Dominanz in einen parasympathischen Zustand. Unser Gemütszustand verändert unseren Stoffwechsel in einem solchen Maße, dass wir mehr essen und trotzdem abnehmen können.

Stress führt zu mehr Fett und weniger Muskeln

Der wissenschaftlich belegte Zusammenhang zwischen Gewichtszunahme und Stress ist ziemlich überzeugend. Zahlreiche klinische Studien haben gezeigt, dass Zustände mit hoher Cortisolproduktion stark mit Fettansammlungen verbunden sind. Das liegt daran, dass eine der chemischen Aufgaben von Cortisol darin besteht, dem Körper zu signalisieren, Fett zu speichern und keine Muskeln aufzubauen.

Zur Erinnerung, Cortisol ist das Schlüsselhormon, welches bei akutem und chronischem Stress in erheblichen Mengen ausgeschüttet wird. Ratten und Affen, die unter experimentellen Bedingungen Stress ausgesetzt sind, weisen zunächst einen erhöhten Cortisolspiegel auf, gefolgt von einer Gewichtszunahme. Dies geschieht, obwohl sie eine normale Menge an Nahrung zu sich nehmen. 

In der Tat klagen viele Menschen darüber, dass sie trotz kalorienreduzierter Ernährung und mehr Sport nicht abnehmen können. Meistens ist Stress der Grund dafür. Dies gilt vor allem für diejenigen, die in der Körpermitte zunehmen, da eine übermäßige Cortisolproduktion den interessanten Effekt hat, dass der Bauchumfang größer wird. Wenn du also zu den Menschen gehörst, die scheinbar alles richtig machen um abzunehmen aber auf dem gleichen Plateau feststecken, lohnt es sich dich zu fragen, in welchen Bereichen deines Lebens dir Stress einen Strich durch die Rechnung macht. Lebst du ein hektisches Leben? Isst du mit rasender Geschwindigkeit? Erfordert dein Job, dass du im Flucht-Kampf Zustand lebst? Wenn ja, dann ist jede aufgebrachte Energie fürs Kalorienzählen oder stundenlanges Joggen müßig. Diese Strategien werden dich nicht ans Ziel bringen. Deine Aufgabe ist es, etwas zu tun, welches du wahrscheinlich zunächst für äußerst kontraproduktiv hältst: Entspanne dich. Beginne, deinem Körper zu signalisieren, dass er aufhören kann, diese Unmengen an Cortisol zu produzieren. Atme tief durch, beruhige dich, und gebe den Kalorien, die du zur dir nimmst, eine Chance, verbrannt zu werden. 

Insulin blockiert den Fettabbau

Chronischer Stress kann auch die Insulinausschüttung erhöhen, ein weiteres Hormon, das direkt mit Gewichtszunahme verbunden ist. Die Bauchspeicheldrüse produziert immer dann Insulin, wenn der Blutzuckerspiegel schnell ansteigt. Insulin senkt den Blutzuckerspiegel unter anderem dadurch, dass es den Körper anweist, überschüssige Kohlenhydrate als Fett zu speichern. Insulin signalisiert dem Körper auch, dass er kein gespeichertes Fett freisetzen soll. Chronischer Stress und die damit einhergehende Insulinausschüttung sind besonders problematisch bei der so genannten Insulinresistenz, bei der der Blutzuckerspiegel trotz erhöhter Insulinausschüttung erhöht bleibt, weil die Zielzellen nicht auf dieses Hormon reagieren. In Verbindung mit den typischen kohlenhydratreichen Snacks, die wir essen, wenn wir uns gereizt, ängstlich, gestresst und ungeliebt fühlen, ebnen wir den Weg für eine schnelle und einfache Gewichtszunahme. 

Wenn es um Gewichtsabnahme geht, ist es also wichtig, sich zu entspannen. 

Dein größter Stressor - deine Gedanken

Stelle dir also das übliche Szenario vor, indem sich deine Gedanken ständig um dein Gewicht kreisen, du dir eine neue, fade Diät aufzwingst, und dir unbewusst einredest, es nicht wert zu sein zu existieren, wenn du deinen Körper nicht auf eine perfekte Größe minimieren kannst. Diese sich selbst aufrechterhaltenden Botschaften werden dich buchstäblich in einen Zustand chronischen Stresses versetzen. Obwohl du durch eine Diät weniger Kalorien zu dir nimmst und theoretisch abnehmen müsstest, produzierst du mehr Cortisol und Insulin, was deinem Körper signalisiert, dass er zunehmen muss. Medizinisch ausgedrückt verringert chronischer Stress die thermische Effizienz - deine Fähigkeit, Kalorien zu verbrennen und gespeichertes Fett abzubauen.

Die Quintessenz ist folgende

Wer sich Sorgen um Fett macht, produziert mehr Fett. Die Fixierung aufs Abnehmen führt dazu, dass der Körper Fett anlegt und es behält.

Viele Menschen nutzen Ängste und Stress, um sich zum Abnehmen zu motivieren. Zum Beispiel: "Wenn ich für die Party nicht 10 Kilo abnehme, werde ich nicht hingehen" oder "Ich werde nie gut aussehen, wenn ich nicht abnehme". Dieser selbst gewählte Stress fühlt sich stimulierend an, weil er Wachmacherhormone wie Adrenalin und Noradrenalin produziert; mit der Zeit können diese Kampf-oder-Flucht-Hormone jedoch den Stoffwechsel beeinträchtigen.

Der Punkt ist also - entspanne dich, wenn es um die Themen Essen und Gewicht geht und beginne damit, dich nicht mehr für deine ungewollten Verhaltensmuster zu kritisieren, sondern auf liebevolle Art zu dir zu stehen und Verantwortung für deine Gesundheit zu übernehmen. Es ist völlig kontraproduktiv, sich wegen des Abnehmens zu stressen, denn der gleiche Stress führt dazu, dass man wieder zunimmt.