Raus aus dem Autopiloten

Hoffnungslos und frustriert? Emotionales Essen neu definiert

Emotionales Essen

Ist Essen dein Feind?

Viele Menschen, denen bewusst ist, dass sie regelmäßig essen, ohne wirklich Hunger zu haben, stellen sich oft die Frage, ob sie ein grundlegendes Problem mit Essen haben.  “Bin ich essgestört?”, “Sollte ich mir Hilfe suchen?”, “Wenn ich so weiter mache werde ich immer dicker!”

Die Gedanken und Emotionen bezüglich des Essens sind dementsprechend sehr negativ und mit Angst besetzt. Essen ist nicht mehr das, was es eigentlich von Grund auf für uns Menschen ist - eine Quelle der Energie und des Genusses - sondern vielmehr ein bedrohlicher Gegner, den es zu kontrollieren und zu besiegen gilt. 

Nicht nur das Essen, sondern der eigene Appetit werden zum Feind. Krampfhaft wird versucht den eigenen Hunger zu unterdrücken und es wird nach Lösungen gesucht, wie die eigene Willenskraft gestärkt werden kann. 

Dabei hat eigentlich noch nie jemand die Frage gestellt, ob emotionales Essen nicht vielleicht etwas vollkommen normales ist, ja vielleicht sogar etwas, womit jeder Mensch geboren wird.

Das Gegenteil von emotionalem Essen

Wenn du Mutter bist, oder jemals in der Gegenwart eines winzigen Säuglings gewesen bist, dann hast du bestimmt beobachten können, wie dieser Säugling von einem Moment des vollkommenen Unbehagens, geäußert durch Schreien und Weinen, innerhalb von Sekunden durch das Stillen der Mutter oder das Geben des Fläschchens wieder zurück zu Geborgenheit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit findet. 

Jeder von uns kennt also folgendes: Ich habe Hunger, ich esse etwas, mir geht es besser.

Emotionales Essen ist also etwas total Natürliches, etwas was in unsere DNA eingebaut ist. Und das ist auch gut so, denn wenn wir keine Emotionen mit dem Essen verbinden würden, dann wäre die Motivation zu essen auch sehr gering und wir hätten vielleicht nicht sehr lange als Spezies überlebt. 

Was ist eigentlich das Gegenteil von emotionalem Essen? Un-emotionales Essen? Das hört sich nicht sehr attraktiv an…

Denke an Weihnachten, ein Fest, an dem Essen grundsätzlich eine große Rolle spielt. Fast jeder verbindet Weihnachten mit Gemütlichkeit und Beisammensein - mit entsprechend festlichem Essen, einer ganz bestimmten emotionalen Qualität also. 

Ein anderes Beispiel ist, wenn du dich mit einer Freundin zum Essen verabredest. Ihr habt euch länger nicht gesehen und freut euch jetzt auf eine schöne, entspannten Zeit zusammen. Auch hier spielt Essen eine bestimmte emotionale Rolle.

Grundsätzlich ist emotionales Essen also etwas ganz Normales, etwas, was uns menschlich macht. 

Emotionales Essen verstehen - Praxis Lisa Maas

Bewusstsein als Tor zur Freiheit

Zu einem Problem wird emotionales Essen natürlich, wenn es das einzige ist, was uns dabei hilft, uns besser zufühlen.

Du weißt nur allzu gut, dass wenn wir essen, ohne Hunger zu haben, und das über einen längeren Zeitraum, wir natürlich dafür langfristig die Konsequenzen tragen müssen, sei es Gewichtszunahme, Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Trägheit, Unwohlsein usw. 

Du liest diesen Artikel wahrscheinlich, weil Letzteres auf dich zutrifft. 

Die Frage, die du dir stellst, ist dementsprechend vielleicht: “Wie befreie ich mich endlich von diesem selbstzerstörerischen Essverhalten?”

Die Antwort ist recht simpel. 

Essen ohne Hunger zu haben ist für dich zu einer Gewohnheit geworden. Egal wann und warum es für dich angefangen hat, du hast es dir zur Gewohnheit gemacht, Essen als Mittel zur Bewältigung von unangenehmen Emotionen zu nutzen, oder um aus deinem stressigen Alltag zu fliehen.

Gewohnheiten sind unbewusste, automatisch ablaufende Verhaltensweisen. Sie laufen ganz von alleine ab - wie vorprogrammiert. Du musst dich also nicht jeden morgen wenn du aufstehst daran erinnern, dich zu überessen, sondern weißt eigentlich, dass das automatisch passieren wird. 

Damit einher geht natürlich auch das Gefühl der Machtlosigkeit. Jedes Mal, wenn du dich vor dem Kühlschrank wiederfindet und du wahllos Essen verschlingst, hast du das Gefühl, dass dich eine Macht überkommt, gegen die du dich nicht wehren kannst. Es ist, als ob du im Autopiloten lebst und handelst. 

Um aus dem Autopiloten austreten zu können und selbst zum Entscheider zu werden, braucht es Bewusstsein. Gewohnheiten, die automatisch und unbewusst ablaufen, lassen sich nur durch das Licht des Gewahrseins, der Präsenz, durchbrechen. 

Wo Licht ist, kann keine Dunkelheit sein. 

Wir alle haben bestimmte Gewohnheiten, die unser Leben bestimmen. Oftmals sind diese so fest einstudiert, dass es unmöglich erscheint, sich davon zu befreien. 

Präsenz ist das Tor zur Freiheit. Das bedeutet, dass du übst, den Impuls zu erkennen, sobald er dich überkommt. Halte kurz inne und nimm wahr, dass dies dein gewohntes Muster ist, von dem du dich befreien möchtest. In diesem Moment geht es nicht darum zu analysieren, was du über den Tag erlebt hast, oder welche Emotionen du nicht spüren willst. Das kannst du machen, nachdem du mit dem Impuls selbst “gearbeitet" hast. 

Denn in dem Moment, in dem du zum Essen greifst, obwohl du keinen Hunger hast, ist der einzige Grund, warum du das tust, der Drang an sich. Der Drang wird so unangenehm, dass das Verschwinden dieses Drangs das einzige ist, was du willst. Und er verschwindet natürlich sofort, sobald du ihm nachgibst. 

Emotionales Essen verstehen

Wie du den Durchbruch schaffst

Zumindest war das bisher für dich die einzige Lösung, die verlässlich funktioniert hat. Essen ist also für dich nicht das Problem, sondern die Lösung. Das tatsächliche Problem ist die fehlende Erkenntnis darüber, was gerade vor sich geht: Du identifizierst dich mit dem Impuls zu Essen und glaubst den überzeugenden Gedanken, die damit einhergehen.

In dem Moment, in dem der Drang zu Essen dich fest im Griff hat, erzeugt dein Verstand Gedanken, die dich dazu überreden wollen, dem Impuls wirklich nachzugeben: “Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen." Dieses eine Mal noch, mit der Diät kannst du morgen anfangen” 

Dein Gehirn gaukelt dir also vor, dass es absolut Sinn machen würde, zu essen. 

Solange du mit deinen Gedanken identifiziert bist, wird dieses Problem bestehen bleiben. Der Impuls und die damit einhergehenden Gedanken sind deine Identität geworden, deine Realität. Es gibt also keinen anderen Ausweg als zu essen.

Sobald du aber erkennst, dass du weder deine Gedanken, noch der Impuls bist, kannst du innehalten, aus der Situation herauszoomen und die Beobachter-Rolle einnehmen. 

Dieser eine Moment reicht, um den Autopiloten zu durchbrechen. Du hast Bewusstsein mit ins Spiel gebracht und dir dadurch neue Entscheidungsoptionen ermöglicht. 

Anstatt dich weiterhin machtlos zu fühlen, fühlst du dich jetzt frei und ermächtigt. 

Zu Beginn wird es sehr schwer sein, den Drang wirklich einfach nur dasein zu lassen und ihn zu beobachten. Du wirst einige Zeit brauchen, um den Drang erst einmal wirklich kennen zu lernen. Wie fühlt es sich im Körper an? Welche Gedanken kann ich in dem Moment wahrnehmen? Welche Story versucht mein Verstand zu erfinden? 

Mit der Zeit wirst du aber merken, wie sich deine Selbstwahrnehung verfeinert, und wie  es immer leichter wird, den Drank zu erkennen, wenn er auftaucht, ihn sein zu lassen, und nicht das zu tun, was er gewohnheitsgemäß von dir verlangt.  Mit der Zeit wird der Drang immer schwächer und seltener, bis er irgendwann gar nicht mehr auftaucht. Je seltener du dem Drang zu essen nachgibst, desto schneller wird er aus deinem Programm "gelöscht". 

Was fütterst du? Das ist die Frage die du dir jetzt stellen kannst. Fütterst du weiterhin dein altes Muster, welches dir immer wieder Leid bringt, oder fütterst du dein neues Bewusstsein, das Licht, welches alles Alte und Unnützliche ersetzen kann. 

Raus aus dem Autopiloten

Die STOP-Methode

Hier ist eine Formel, die es dir leichter machen soll, dich an deine neue Herangehensweise zu erinnern, wenn dich das nächste Mal der Drang zu Essen wieder überkommt. 

Die STOP-Methode:

S - Stop: Halte inne. Sobald du bemerkst, dass du in dein gewohntes Muster fällst, halte für einen Moment inne und bring vielleicht eine Hand zum Herzen.

T - Take three deep breaths: Nimm drei tiefe Atemzüge. Atme tief bis in deinen Bauch ein und atme lang und tief wieder aus. Nimm einfach nur deine Atmung wahr. Der Atem ist dein unerschöpfliche, verlässlichste Ressource, die dich immer sofort in das Hier und Jetzt zurückbringen kann. Durch das bewusste Atmen bringst du dein Bewusstsein vom Kopf in den Körper und somit in den gegenwärtigen Moment.

O - Observe: Beobachte, was gerade vor sich geht. Lerne den Impuls kennen - wie fühlt er sich in deinem Körper an (z.B. schneller Puls, innere Unruhe, Zusammenziehen in der Herz- oder Bauchregion, Anspannung…), und welche Gedanken gehen damit einher?. Beobachte mit Neugierde und leiste keinen Widerstand. Sobald du den Impuls veruchst zu unterdrücken oder zu bekämpfen wird er stärker. Lehn dich also einfach zurück und lasse sein was ist. 

P - Proceed with kindness: Triff eine Entscheidung, die sich in dem Moment richtig anfühlt. Hier gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder du entscheidest dich dafür etwas zu essen (jetzt aber mit freiem Willen und nicht fredmgesteuert im Autopiloten) oder du erkennst, was du in diesem Moment tatsächlich brauchst, um dich besser zu fühlen (z.B. Sport, Ruhe, Schlaf, Yoga, Wasser, etc.)

Nimm dir Zeit für diesen Prozess. Wiederhole ihn immer wieder, wenn dich der Impuls überkommt und vertraue darauf, dass alles, was du brauchst, um frei zu sein, bereits in dir angelegt ist. 

Es wurde derzeit nur durch deine Unbewusstheit verschleiert. 

Übe dich also konsequent darin, wacher, aufmerksamer, bewusster zu sein. 

Deine Herausforderung mit emotionalem Essen ist eine wunderbare Übung, ein erleuchteter Mensch zu werden. Es ist dein Training, frei zu werden von der Identifikation mit deinen Gedanken und Emotionen, und die Verbindung zu schaffen zu deiner wahren Essenz, die frei ist von Selbstzerstörung, Leid und Übergewicht. 

 

Mehr Hilfe: 

Wenn du zusätzliche Hilfe benötigst, um aus alten Mustern auszubrechen und dich von ungewollten Essgewohnheiten zu befreien, melde dich gerne für ein kostenfreies Erstgespräch.